Claus Kühnls Werk La petite mort, ein Auftragswerk der Frankfurt Feste 1991, ist ein Stück Musiktheater. Doch La petite mort braucht nicht notwendigerweise die Bühne, um zu wirken. Die Inszenierung der bilderreichen Musik findet im Kopf des Zuhörers statt.
La petite mort das ist Weltschau als Innenschau, Seelenspiegelung in überraschend schönen Klängen, nachdenklich stimmendes Resultat einer introspektiven Lebensphase des Komponisten, der zur Zeit der Fertigstellung des Werks von sich sagte, er befinde sich nun auf einem Rückzug in die Stille.
Claus Kühnl sieht im Musiktheater, wie er es sich vorstellt, einen Gegensatz zur Oper. Es geht ihm nicht um eine durchgehende Handlung mit vertonten Dialogen, vielmehr um die Schaffung von Zeichen jeglicher Art. Kühnls Musiktheater soll ein Fest für Augen und Ohren sein, ein mystisches Erlebnis, das die Sinne direkt berührt, ohne einen Umweg über den analytischen Verstand gehen zu müssen. Dabei spielt das Wort eine untergeordnete Rolle. Text ist Klang, Wörter sind Töne, die Stimme ein Instrument, gleichberechtigt den Instrumenten des Orchesters, nicht sie dominierend.

(Brigitta Mazanec)