Claus Kühnl
* 1957

Sonata für Violoncello und Klavier
komponiert im Juni 2017

 

Im ersten Satz wird dem Hörer der Boden der sicheren Wahrnehmung entzogen: keine eindeutigen Wiederholungen, keine Durchführungen, keine Reprise. Stattdessen zu Beginn der klangliche Prozess einer zweimal zeitlich augmentierten Figur (eines Croms) im Cello bei gleichbleibendem Tempo im Klavier (linear bewegtes Crom), sodann neue, scheinbar spontan sich ergebende Momente und ein rasch herbeigeführter Schluss. Crome sind Klangereignisse, die einen stillen Verlauf färben. Still, da es keine dramatische Entwicklung thematischer Kerne gibt, stattdessen eine durchsichtige, diaphane Textur. Klangliche Prozesse auch im zweiten Satz, mit verschiedenen Cromen. Der dritte Satz startet mit einem rasch bewegten Crom, das noch zweimal aufgegriffen wird, zuletzt gehäuft, und auch eine Pointe liefert. Obschon diese Wiederholungen nicht identisch verlaufen, erinnert das Finale entfernt an ein klassisches Rondo.

Claus Kühnl